Der Bergkristall – eine Reise tief ins Erdinnere
Der Bergkristall ist sicher einer der bekanntesten Edelsteine neben dem Rosenquarz und dem Amethyst, seinen Verwandten aus der großen Quarzfamilie. Seine Klarheit und Durchsichtigkeit ließ die Menschen in der Antike glauben, der Bergkristall wäre gefrorenes Eis, das versteinert sei und nicht mehr auftauen könnte. Der Name Bergkristall kommt von dem griechischen Wort “kristallos“ = Eis. Erst im 18. Jahrhundert kam der Vorsatz „Berg“ hinzu. Der Begriff Kristall beschreibt seit dem regelmäßige, natürliche Formen der Mineralien allgemein.
Aber wie entstehen diese wunderbar aussehenden Kristalle mit ihren ganz verschiedenen Ausprägungen an Kristallspitzen? Dazu müssen wir tief ins Erdinnere gehen. Bergkristalle sind Magma–Steine, d.h. Magma aus dem Erdinneren steigt Richtung Erdoberfläche und findet auf dem Weg dorthin Hohlräume. Das heiße Magma hat sich in dieser Zeit schon auf weniger als 375 Grad abgekühlt. Die Hohlräume lassen es zu, dass der Bergkristall den nötigen Platz zum Wachstum findet, damit sich seine Kristalle gut entfalten können. Besonders klar zeigt der Bergkristall sich, wenn der Abkühlungsprozess gleichmäßig verläuft. In den Alpen finden sich ganz klare Bergkristalle, die in 40.000 Jahren nur um 1 Grad abgekühlt sind. Ein sehr langer Zeitabschnitt der Entstehung, bis der Bergkristall von 375 Grad auf 20 Grad abgekühlt ist.
Bergkristall findet sich überall auf der Welt. Auch in Deutschland und in den Alpenländern gibt es Fundorte. In den Alpen sind sogenannten Strahler unterwegs, um die Edelsteine zur Welt zu bringen. Diese Männer beobachten den Berg und erkennen genau, wo sich hinter einem kleinen Riss in der Wand ein Hohlraum, eine sogenannte Kluft, befindet, die ausgekleidet ist mit Bergkristall an Decke, Wände und Boden. Eine einzigartig schöne Bergkristall-Kluft befindet sich in der Schweiz im Bernerland an der Gerstenegg auf der Nordseite der Grimsel. Sie wurde 1974 beim Stollenbau für ein Wasserkraftwerk entdeckt. Das ca. 14 Meter lange Kluftsystem überrascht mit seiner Schönheit und zeigt an Wänden, Decke und Boden über die gesamte Länge wunderschöne Bergkristalle und prachtvolle Stufen. Dieses Naturwunder kann man als eine Art Museum besichtigen.
Bergkristall gibt es im Handel in vielen Ausprägungen. Kleine Bergkristallspitzen, die sogenannten Wassersteine, werden genutzt, um Edelsteinwasser herzustellen. Klare Bergkristalle, poliert zu kleinen und großen Trommelsteinen und Handschmeichlern, können u.a. in der Hosentasche getragen werden. Besondere Bedeutung haben die natürlich gewachsenen Kristalle und Kristallgruppen. Bergkristallgriffel oder sogenannte Linsensteine aus Bergkristall kommen in der Edelsteinmassage zum Einsatz.